Sonntag, 30. Oktober 2016

Tag fünf, der Gipfeltag am Kilimanjaro, oder der Weg des Leidens!


Vor dem Sonnenuntergang essen und nach dem Sonnenuntergang ins Bettchen. Fast wie die Hühner! Nur das unsere Weckzeit Mitternacht sein wird. Umso näher der Termin kommt umso nervöser werde ich. Wir sollten schlafen, doch umso mehr ich mich bemühe, desto weniger kann ich einschlafen. Also gehe ich mal Wasser lassen, da hab ich ja schon Übung darin.
Obwohl es im Camp ruhig ist, bin ich etwas überrascht, da kommen immer noch Leute ins Camp. Es ist schon spät und dunkel, trotzdem kommen ein paar erst jetzt an. Vor allem zwei Frauen sind mir aufgefallen, sie schauen ziemlich fertig aus. Hoffe sie haben einen Ruhetag vor sich!Aus der anderen Richtung kommt auch noch wer runter, ebenfalls ne Frau, stark gebaut, die Arme schaut fix und fertig aus. Ich glaub die registriert nichts mehr was um sie herum vor geht. Ihr Guide schaut irgendwie verzweifelt drein. Aber sie marschieren durch, wollen die Heute Nacht noch bis zum Mweka Camp gehen? Das währen noch über 1500 Höhenmeter und das obwohl sie jetzt schon fertig ist!
Mich macht das noch nervöser als ich eh schon bin! Wie wird es wohl mir ergehen? Bekomme ich Kopfschmerzen? Werde ich mich Übergeben müssen? Oder, noch schlimmer, werde ich wie diese Frau herunter kommen? Fix und fertig, vielleicht ist der Guide deshalb so verzweifelt weil er nicht weiß ob sie das Überlebt!? Es sterben immer wieder mal Menschen auf dem Kilimanjaro.
Ich habe totalen Respekt vor der nächsten Etappe. Nicht nur wegen der Höhenluft, auch die Strecke macht mir Sorgen. Erst steigen wir in der Nacht auf über 1200 Höhenmeter auf, dann wieder die 1200 runter kurze Pause im Barafu Camp. Um dann gestärkt die restlichen ca 1500 Höhenmeter zu machen. Gesamt sind es dann 1255 Meter rauf, 2815 runter auf ne länge von 19 km. Hat schon was! Macht man nicht jeden Tag!
Die Zeit im Barafu Camp vergeht zäh und ich kann nicht einschlafen. Ich frage mich immer wieder, warum können wir nicht wie die anderen um 0.00 Uhr starten? Wir liegen hier wach im Zelt und können eh nicht schlafen und unser Guide hat uns erklärt es wird sehr Pole Pole gelaufen. Bei Sonnenaufgang sollten wir am Stella Point sein und ne gute Stunde später auf dem Uhuru Peak.
Mir will der Plan unseres Chefguide nicht eingehen. Aber er wird schon wissen was er tut. Machen wir halt zum x-ten mal den Ausrüstung check. Endlich kommt Hassan mit seinem Tee, bzw ist ja meiner! :-) Raus aus dem Schlafsack rein in das Große Zelt und Frühstücken, ohne Hirsebrei für mich! Danke. Dafür trinke ich mehr Tee. Merken die anderen das ich nervös bin? Oh ich glaub die sind auch etwas nervös und keiner hat geschlafen. Also hätten wir wirklich früher losgehen können. Also echt jetzt!
Mit dem Frühstück sind wir schnell fertig, noch unser Wasser auffüllen. Drei Liter jawohl! raus aus dem Zelt, mir kommt es gar nicht so kalt vor. Gut ich bin ja auch warm eingepackt Thermounterwäsche Pullover und Windjacke. Eventuell zu heiß angezogen? Ein Blick auf unser Einheimisches Team. Die haben glaub alles angezogen was sie dabei haben und darüber noch ihren Regenschutz. Ja das kälte empfinden ist hier wirklich unterschiedlich.
Endlich geht es los! Es kommt noch ein zusätzlicher Guide hinzu, ein Porter. So kommt auf jeden Mann ein Guide. Wir starten pünktlich um 1.00 Uhr. Vor uns das dunkle Ziel, aber ein Lindwurm voller kleinen Leuchten zeigt uns wo der Weg entlang führen wird. Also los, Let's go! Ganz vorne läuft Filbert und gibt das Tempo vor. Als zweiter läuft Andreas aus dem Ruhrgebiet, dann ich, hinter mir Daniel und die beiden anderen Guides am Schluss.
Aber warte mal, Tempo vorgeben, da war doch was? War nicht von Pole Pole die Rede? Filbert legt ein schönes Tempo vor. Bald haben wir die ersten eingeholt und auch überholt. Der Weg ist sehr einfach zu gehen und nicht sehr steil, nur ein paar kurze Passagen sind steil, aber gut machbar. Ich habe bei dem Hohen Tempo ein kleines Problem mit dem trinken. Ich sollte ja bei diesen tiefen Temperaturen das Wasser wieder in mein Trinksystem zurückpusten, damit es nicht gefriert. Mit dem zurück pusten habe ich so mein Probleme und es passiert was passieren muss! Mein Trinkschlauch ist zugefroren.
Ich bin etwas enttäuscht über mich und der versuch das ganze unter meine Jacke zu nehmen scheitert. Doch wir lösen das Problem unkompliziert, mir wird vom Wasser der anderen gegeben und es kann weiter gehen. Wieder mit hohen Tempo. Ich konzentriere mich voll auf den Weg, doch ich komme immer wieder aus dem Rhythmus stolpere leicht, oder rutsche etwas. Das kostet Kraft, mehr als es notwendig währe.
Doch es geht immer weiter voran. Plötzlich wird es flach und wir stehen vor dem Stella Point. Das ist der Pass. Filbert kündigte diesen heroischen Punkt mit einem schlichten, this is stella point, an und erlaubte uns eine kurze Pause.  Es wird Tee ausgegeben, gierig trinke ich zwei Tassen und es geht mir wieder besser. Es ist immer noch dunkel, sollten wir nicht bei Sonnenaufgang hier sein?
von  http://www.wolffchronicles.com/ geklaut. danke!
Doch keine Zeit zum Überlegen, es geht weiter. Vom Stella Point brauchen wir ca 1 Stunde, bis zum Gipfel. Wir sind so ziemlich die einzigen hier oben. Haben wir alle überholt? Nein eine kleine Gruppe von ca 6 Personen waren vor uns am Höchsten Punkt. Ein sehr starker kalter unangenehmer Wind bläst hier oben. Ich habe zum Teil Schwierigkeiten stehen zu bleiben. Jaja ich weiß bin ja auch ein Fliegengewicht, aber auch die anderen hatten so ihre Probleme. Ätsch! Der Wind wirbelt ummengen von Staub und Sand auf und dies spüre ich, wir, sehr unangenehm auf der Haut. Wie kleine Nadelstiche fühlte sich das auf der Haut an.
Wir kommen gut vorn und es kommt mir vor wie 15 Minuten Gehzeit und nicht wie ne Stunde! Da stehe ich vor dem höchsten Punkt Afrikas! Genial! Ein Rundblick, jetzt geht auch die Sonne auf!!! Es ist 5:45 Uhr und ich habe mein Kindheitstraum geschafft. Ich stehe auf dem Kilimanjaro am Uhuru Peak!!!

Ich weiß nicht wohin ich zuerst blicken soll, so überwältigend ist hier alles.
Die Sonne geht auf und wir stehen auf dem höchsten Punkt Afrikas!


Hier sieht man auch noch etwas vom Gletscher der bald nicht mehr da sein wird.

Mein persönliches Gipfelfoto wurde leider nicht sehr gut.

Eigentlich wollte ich, wir noch viel länger oben bleiben und viele Fotos machen. Doch Filbert drängt zum weiter gehen. Ich hoffte das wir am Stella Point nochmal pause machen für ein paar Fotos. Aber nix da. Unser Guide drängt  zum schnellen Abstieg. In Rekordverdächtige Geschwindigkeit machen wir uns dran, es geht rasant abwärts. Staub wird aufgewirbelt und mir brennen die Augen, ich wollte den Dreck mit meinen Fingern rausreiben und machte es noch schlimmer.
Hier ein Foto meines Leidens!!!

Es bildete sich ein seltsamer weißer Film vor meinen Augen. Meine Sicht war sehr eingeschränkt, ich folgte einfach meinem Guide und hoffe das ich keinen Fehltritt mache. Klingt jetzt eventuell schlimmer als es war, der Weg war ja nicht gerade schwer. Jedenfalls war ich heilfroh das ich um 8:00 Uhr im Barafu Camp war. Hier bekam ich etwas Wasser um meine Augen auszuwaschen, es wurde etwas besser. Und Fruchtsaft zum trinken, Es wurde beschlossen das um 11 Uhr unser Lunch serviert wird. also genug Zeit um sich noch etwas aus zuruhen. Ich legte mich ein bisschen auf mein Ohr und konnte wirklich ein paar Minuten schlafen.
Das tat mir gut, denn im Schlaf haben sich meine Augen selbst gereinigt, das brennen war fast ganz verschwunden. Noch viel wichtiger, der milchige Film vor meinen Augen war weg. Auch der Lunch tat mir gut. Ich war gut gestärkt für die weitere Etappe des Tages.
Doch wenn ich zurück denke, haben wir ne tolle Zeit hingelegt. In 7 Stunden auf den Gipfel und zurück. Erinnerung wir uns, zuerst hat es geheißen bis zum Gipfel brauchen wir 6 Stunden! Wir haben es in 4,45 bis ganz nach oben geschafft. Und um 8 waren wir/ich wieder im Barafu Camp. Das sind ca 2,5 Stunden runter. Ja ich denke darauf kann ich stolz sein!
Doch nun geht es noch weiter runter bis auf 3080 Höhenmeter, Erinnerung ich bin noch auf 4600 meter Seehöhe. Zuerst geht es relativ flach runter und der weg ist sehr leicht zu begehen. Wir stürmen gerade zu hinunter. Und wirbeln viel Staub auf.  Macht aber nichts, wir sind fast alleine unterwegs, nur ab und zu Stürmt ein Porter an uns vorbei. Richtig stürmt! Die rennen da runter.
Rasch haben wir ein Camp erreicht, aber es ist nicht unser. Wir machen hier nur kurz Pause trinken etwas, essen ein Müsliriegel und quasseln. Diese Pause nutzten unsere Porter um uns zu überholen. Hätten sie sonst auch geschafft, so schnell wie die unterwegs sind! Nach diesem Camp, geht es dann etwas steiler runter und es gibt endlich wieder Vegetation! Was so ein bisschen Gestrüpp nicht alles ausmacht!
Schließlich und endlich erreichten wir unser letztes Lager. Das letzte mal in das Camp-buch eintragen und dann zu unser letzten Zeltlager. Ich bin froh, das endlich Pause ist. Hab zwar keine Schmerzen in den Beinen oder Knie, trotzdem bin ich froh endlich das Lager erreicht zu haben.

Mein letztes Zeltlager, auf gute alte deutsche Art mit Handtuch markiert. :-) :-) Ne Spaß auf Seite, das soll euch zeigen das man auch hier etwas Hygiene hat. Freue mich aber schon auf die nächste Dusche! endlich wieder Harre waschen!!!!! Jeh!
Gegessen wird wieder nach Sonnenuntergang, doch wir sitzen heute nicht mehr lange zusammen, wir sind müde und gehen dann gleich mal schlafen. An den Weg zuerst auf die Toilette hab ich mich schon gewöhnt. Aber wunder!!! Diese Nacht schlief ich durch. Zuminderst kann ich mich nicht erinnern mal aufgestanden zu sein!

Erster Tag

Tag eins Kilimanjaro Besteigung

Tag zwei Kilimanjaro Besteigung

Tag drei Kilimanjaro Besteigung

Tag vier Kilimanjaro Besteigung



2 Kommentare:

  1. Herzlichen Glückwunsch! Sooooo viel Leiden war doch da garnicht, Du scheinst es konditionell und gesundheitlich gut gepackt zu haben - Hochachtung! Liebe Grüße von Christine, die garkeinen Kindheitstraum hat- ganz schön blöd eigentlich ... :(

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    1. Das ist aber schade, das du keine Kindheitsträume hast. Aber gut ich war schon immer ein Träumer! :-)

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